Spielen schafft Verbindung – und macht den Alltag leichter
Lerne die Bindungsspiele aus dem Aware Parenting kennen.
Inhaltsverzeichnis
Warum Spielen so wichtig ist
Kinder brauchen Verbindung wie die Luft zum Atmen.
Wenn sie sich sicher, gesehen und geliebt fühlen, können sie sich entfalten – und kooperieren aus eigener Motivation heraus.
Spielen ist dafür eines der kraftvollsten Werkzeuge, die wir Eltern haben.
Es schafft Nähe, bringt Leichtigkeit in den Alltag und öffnet das Herz – bei unseren Kindern genauso wie bei uns selbst.
Doch Spielen ist weit mehr als Beschäftigung.
Es ist die Sprache der Kinder:
Im Spiel drücken sie aus, was sie fühlen, verarbeiten Erlebtes, bauen Stress ab und stellen innere Balance wieder her.
Gerade im hektischen Familienalltag ist das Spielen wie ein sicherer Hafen. Es bringt Verbindung dorthin zurück, wo vielleicht Anspannung, Trotz oder Distanz entstanden sind.
Was ist Aware Parenting?
Der bindungsorientierte Ansatz Aware Parenting wurde von Dr. Aletha Solter entwickelt, Entwicklungspsychologin und Autorin vieler Bücher über kindliche Emotionen und Eltern-Kind-Beziehung.
Er basiert auf drei Säulen:
💛 eine stabile Eltern-Kind-Beziehung
🚫 keine Strafen oder Belohnungen
🌊 das Begleiten aller Gefühle
In diesem Artikel geht es um die erste Säule: Verbindung – und darum, wie du sie durch Bindungsspiele stärken kannst.
Meine persönliche Erfahrung: Am Anfang hatte ich null Plan
Ehrlich?
Ich wusste am Anfang überhaupt nicht, wie man spielt – so richtig spielt.
Ich saß auf dem Boden, mein Kind vor mir – und dachte:
„Was soll ich jetzt tun?“
Ich fühlte mich unbeholfen, manchmal sogar überfordert.
Spielen war für mich etwas, das man „halt macht“, aber nicht etwas, das wirklich wirkt.
Und doch: Ich hab’s ausprobiert. Schritt für Schritt, vorsichtig, neugierig.
Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass sich beim Spielen etwas verändert – nicht nur bei meinen Kindern, sondern auch in mir.
Ich wurde weicher, lebendiger, spontaner.
Spielen war plötzlich kein Pflichtprogramm mehr, sondern ein Tor zu echter Nähe.
Heute weiß ich:
Spielen ist nicht nur Zeitvertreib, sondern eine Brücke zu Verbindung, Stressabbau und Heilung – für Kinder undEltern.
Warum Bindung vor Erziehung kommt
Im Aware Parenting geht es nicht darum, Kinder zu kontrollieren, sondern sie zu verstehen.
Denn ein Kind, das sich sicher, geliebt und verbunden fühlt, möchte kooperieren.
Nicht, weil es muss – sondern, weil es will.
Bindungsspiele schaffen genau diese Grundlage.
Sie bringen Leichtigkeit in angespannte Situationen, bauen Stress ab und helfen, schwierige Themen – wie Trennung, Machtkämpfe oder Eifersucht – auf spielerische Weise zu verarbeiten.
Sie sind keine Tricks, keine „Erziehungsmethoden“, sondern Einladungen in die Welt deines Kindes.
Was sind Bindungsspiele?
Der Begriff Bindungsspiele stammt aus dem Aware Parenting.
Er beschreibt Spiele, die gezielt Verbindung, Nähe und Vertrauen zwischen Eltern und Kind fördern.
Diese Spiele helfen Kindern, Spannungen loszulassen und emotionale Sicherheit aufzubauen.
Und sie helfen uns Eltern, mit weniger Worten und mehr Präsenz in Kontakt zu kommen.
Bindungsspiele sind immer frei von Bewertung, Druck oder Ziel.
Es geht nicht darum, zu gewinnen oder etwas zu „lehren“ – sondern einfach gemeinsam zu sein.
Die 9 Bindungsspiele im Überblick
Kinder spielen, um ihre Welt zu verstehen.
Sie bauen Stress ab, verarbeiten Erlebnisse und suchen Nähe zu uns.
Die folgenden neun Bindungsspiele sind bewährte Wege, um eure Beziehung zu vertiefen und wieder Leichtigkeit in den Alltag zu bringen.
💛 1. Kindzentriertes Spiel
Dein Kind spielt und du tauchst ein, fühlst und beobachtest.
Ohne lenken, ohne bewerten. Einfach da sein.
➡️ Das zeigt deinem Kind: „Ich bin wichtig.“
Spielidee:
Setz dich auf den Boden und beobachte.
Wenn du mitspielen sollst, dann folge.
Nicht korrigieren, nicht kommentieren – einfach mitgehen.
🎭 2. Symbol- und Rollenspiel
Im Rollenspiel verarbeiten Kinder Erlebnisse.
Sie schlüpfen in Rollen, probieren aus und erzählen uns durch das Spiel, was sie beschäftigt.
Beispiel:
Dein Kind spielt Arzt, Lehrerin oder Mama – und du darfst die Patientin, das Kind oder das „kranke Kuscheltier“ sein.
So verarbeitet es Situationen, die es erlebt oder erwartet (z. B. Arztbesuch, Kindergartenstart).
🔁 3. Kontingenz- / Imitationsspiel
Dein Kind macht etwas – du reagierst immer gleich.
Diese Vorhersagbarkeit schenkt Sicherheit und fördert Freude.
Spielidee:
Dein Kind sagt „Hatschi!“ – du machst jedes Mal ein Geräusch oder eine lustige Bewegung.
Kinder lieben, dass sie „bewirken“ können, was du tust.
🤪 4. Nonsens- / Quatschspiel
Hier ist alles erlaubt: rückwärts reden, komische Geräusche, Unsinn erzählen.
Lachen löst Spannungen – bei dir und deinem Kind.
Spielidee:
Zieh Socken auf den Kopf statt an die Füße, sprich mit einer Gabel oder sing Quatschlieder.
Lachen verbindet – und nach 10 Minuten fühlt sich alles leichter an.
🙈 5. Trennungsspiel
Verstecken, Guck-Guck oder Wiederfinden helfen Kindern, kleine Trennungen zu verarbeiten.
Tipp:
Je jünger dein Kind, desto kürzer das Spiel.
Freu dich ehrlich, wenn du dein Kind „wiederfindest“.
So lernt es: Trennungen sind nicht gefährlich – und Wiedersehen ist schön.
💪 6. Machtumkehrspiel
Hier darf dein Kind der Starke sein – du bist schwach, langsam oder verwirrt.
Das hilft, Ohnmacht abzubauen und stärkt das Selbstwertgefühl.
Spielideen:
„Schimpfwörter“ bringen Mama oder Papa zum Umfallen.
Du verlierst absichtlich beim Rennen.
Die Zahnbürste weigert sich lautstark – dein Kind „überredet“ sie.
Kinder lieben es, stark zu sein – und du zeigst: „Ich halte deine Kraft aus.“
👶 7. Regressionsspiel
Dein Kind möchte wieder „klein“ sein oder Baby spielen.
Das ist kein Rückschritt, sondern ein Bedürfnis nach Nähe.
Wichtig:
Geh mit – ohne zu kommentieren oder zu korrigieren.
Wenn dein Kind „Baby“ ist, dann wickelst du, wiegst, fütterst – so viel, wie es braucht.
Das stillt tiefe Bindungssehnsucht.
🧸 8. Spiele mit Körperkontakt
Kuscheln, rangeln, raufen – Nähe heilt.
Diese Spiele regulieren das Nervensystem und stärken Vertrauen.
Spielideen:
Kissenschlacht
Magnetspiel: Ihr „klebt“ aneinander und könnt euch nicht lösen.
Flugzeugspiel: Du hebst dein Kind mit den Beinen hoch und sagst: „Achtung, Turbulenzen!“
🤝 9. Kooperative Spiele
Ihr spielt miteinander, nicht gegeneinander.
Das stärkt das Wir-Gefühl und bringt Zusammenhalt.
Spielideen:
Zug fährt los: „Alle einsteigen! Tschuuu-tschuuu!“
Suppentopf-Spiel: Die Hexe (du) will alle Kinder fangen – aber ihr entkommt gemeinsam.
Fangspiel, bei dem du extra langsam bist – so können alle gewinnen.
Wie du Bindungsspiele im Alltag integrierst
Bindungsspiele funktionieren am besten, wenn du sie ohne Druck und Ziel einsetzt.
Es geht nicht um Leistung, sondern um Präsenz.
💡 Tipp: Plane keine festen „Spielzeiten“.
Nutze kleine Momente im Alltag – beim Zähneputzen, Anziehen oder Warten.
Schon fünf Minuten echtes, gemeinsames Spiel können den ganzen Tag verändern.
Wenn dein Kind viel lacht, tobt oder Nähe sucht, dann nutzt es das Spiel, um Stress abzubauen.
Du kannst das unterstützen, indem du mitgehst, statt zu bremsen.
Spielen heilt, weil es Emotionen in Bewegung bringt.
Fazit: Verbindung statt Erziehung
Bindungsspiele sind keine Erziehungstricks.
Sie sind Einladungen – in die Welt deines Kindes.
Sie helfen, Stress abzubauen, Nähe zu schaffen und Vertrauen wachsen zu lassen.
Und sie zeigen uns Eltern, dass echte Führung aus Beziehung entsteht – nicht aus Kontrolle.
💛 Welche dieser Spiele kennt dein Kind schon?
💛 Welche möchtet ihr gemeinsam entdecken?
Wenn du noch mehr Inspiration möchtest:
👉 Schau dir meine 25 Spielideen für mehr Verbindung an – voller Lachen, Nähe und Herz.
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